(LJ) Bocholt – Sie sind das Sprachrohr der Spielerinnen und Spieler bei Damen und Herren im Sportausschuss des Deutschen Squash Verbandes e.V. (DSQV) mit jeweils einer Stimme: Die Spielersprecher. Carsten Schoor (DRL 5, Black&White RC Worms) ist in seinem dritten Amtsjahr als Spielersprecher und Aylin Günsav (DRL 7, Squash Devils) in ihrem zweiten als Spielersprecherin. Nach den jüngst im DSQV-Sportausschuss getroffenen Entscheidungen stellen sich die beiden einigen diesbezüglichen sowie weiteren Fragen von DSQV-Pressesprecher Lennard Jessen.
Hallo, Aylin und Carsten. Super, dass ihr für ein Interview für den DSQV Zeit habt.
Fangen wir gleich mal an: Carsten, wie bewertest du die vom Sportausschuss des DSQV getroffene Entscheidung, die letzte Deutsche Rangliste der Damen und Herren, den „Frankfurter Insel Cup – 5. HSQV Open“ (14. – 15. März), final abzusagen und die Saison der Damen und Herren 2019-2020 damit für beendet zu erklären?
Die Entscheidung ist absolut verständlich und richtig. Die Gesundheit und Sicherheit aller Spieler*innen steht immer im Vordergrund, hat oberste Priorität und muss zu jederzeit gewährleistet sein. Daher war eine Absage – so schade es auch ist – unumgänglich.
Außerdem hat der DSQV-Sportausschuss die Deutschen Ranglisten der Damen und Herren mit Stand 25. April 2020 eingefroren. Kannst du diese Entscheidung näher erläutern, Aylin?
Ja, klar. Kein Problem. Das wurde entschieden, damit die Spielerinnen und Spieler ihre Punkte aufgrund des Wertungszeitraumes von 52 Wochen nicht verlieren. Sonst hätten wir jeden Monat eine Wertung entfernen müssen und bei dem derzeit nicht hundertprozentig klaren Wiederbeginn aufgrund des Corona-Virus hätten sie sonst im schlimmsten Falle sogar alle Wertungen verloren. Um gleichzeitig den Wiederbeginn, auch wenn das Datum aufgrund der derzeitigen Entwicklung rund um das Corona-Virus noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit feststehen kann – die Daten der kommenden Saison stehen unter Vorbehalt der weiteren Entwicklung des Corona-Virus -, hat der Sportausschuss ebenfalls bereits Regelungen für den Wiederbeginn getroffen, die allen Spielerinnen und Spielern mitgeteilt und entsprechend auf der DSQV-Website veröffentlicht wurden (Anmerkung der Redaktion: Link hier), damit alle gut informiert sind und Bescheid wissen.
Wie erlebt ihr derzeit die Corona-Krise?
Aylin: Für uns alle ist es derzeit natürlich eine sehr schwere Zeit. Ich versuche mich dennoch weiterhin fit zu halten und mache unter anderem Yoga. Draußen im Freien an der Wand spiele ich ab und an etwas Squash. Mit meinem Freund und PSA Spieler Valentin Rapp schaue ich mir auch das eine oder andere Video von Weltranglistenspielern an, um weitere Trainingsideen in dieser Phase zu erhalten.
Carsten: Ich merke absolut, dass sich alles etwas entschleunigt. Ich nutze die Krise, um mein Sommertraining vorzuverlegen, um nach dem Ende der Krise wieder topfit aus den Startlöchern kommen zu können.
Wie bewertet ihr die vom DSQV kommunizierten Informationen im Hinblick auf die Corona-Krise wie z.B. eigene Task-Force, Informationen an Landesverbände und Spieler*innen per E-Mail und auf der Website?
Aylin: Ich finde es gut, wie die Informationen verbreitet werden. Der neue DSQV-Instagram-Account ist da ebenfalls sehr hilfreich und so ist man auf allen Kanälen gut präsent und wird informiert.
Carsten: Das finde ich alles sehr hilfreich. Die aktuellen Fragestellungen werden damit gut beantwortet und ich habe das Gefühl, dass die Spieler*innen auf Basis dieser Maßnahmen gut informiert sind.
Wie findet ihr es, dass alle Deutschen Ranglistenturniere der Damen und Herren der kommenden Saison jetzt in dieser Phase zur Bewerbung um die Ausrichtung ausgeschrieben wurden?
Aylin: Auf jeden Fall ist es wichtig, weiter in die Zukunft zu planen und jetzt nicht stehen zu bleiben. Ob es dann so wie geplant kommt, kann natürlich keiner garantieren, aber ein Verschieben ist ja immer möglich, wenn es erforderlich ist. Auch die PSA (Anmerkung der Redaktion: Professional Squash Association) beginnt bereits auch mit ersten vorsichtigen Planungen.
Carsten: Das ist vollkommen richtig. Wir können und sollten in dieser surrealen Zeit nicht verharren und müssen bereits jetzt die Schritte einleiten, um nach dem Ende der Krise möglichst schnell wieder zur Normalität zurückzukehren. Da ist eine frühzeitige Planung sowohl für Ausrichter als auch für alle Spieler*innen sehr wichtig und entscheidend.
Der DSQV-Sportausschuss hat jetzt eine Option für Ausrichter geschaffen, sodass Spielerinnen und Spieler, die keinem Verein angehören, bei Deutschen Ranglisten-Turnieren der Damen und Herren ab der kommenden Saison in einem eigenen Feld mitspielen können, wenn Ausrichter interessiert sind. Wie seht ihr das und wie ist die Umsetzung genau geplant?
Aylin: Ich finde es eine gute Idee. Gerade in meiner Gegend sind einige Leute, die so die Möglichkeit bekommen können, an einem Turnier teilzunehmen, die in keinem Verein sind. Ich denke, dass es speziell für Lokalspieler interessant sein kann. Außerdem gibt es bereits mehrere Landesverbände, die so eine Möglichkeit bei ihren Ranglisten ebenfalls anbieten, sodass es nahe lag, dies auch im DSQV einzuführen.
Carsten: Das ist in meinen Augen ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Ich selbst kenne den einen oder anderen ambitionierten Hobbyspieler, der allerdings noch keine Vereinszugehörigkeit hat, in der Vergangenheit aber gerne bei einem Deutschen Ranglistenturnier mitgespielt hätte. Durch die neue Regelung können diese Personen nun auch an einem Turnier der Deutschen Rangliste beispielsweise in ihrer Heimattrainingsstätte teilnehmen. Wichtig dabei ist zu beachten, dass der DSQV-Sportausschuss beschlossen hat, dass diese Freizeitspieler*innen (vereinslos/ohne Spiellizenz) in einem eigenen Feld spielen, das nicht zur Deutschen Rangliste der Damen und Herren gewertet wird. Es gibt also keine Durchmischung mit den Lizenzspieler*innen. Dies trägt sicherlich positiv zum allgemeinen Turnierambiente bei und freut sicherlich auch die Ausrichter. Daher stellt dies aus meiner Sicht eine klassische Win-Win-Situation dar.
Sportdeutschland.tv überträgt seit einiger Zeit viele Deutsche Ranglistenturniere der Damen und Herren LIVE, bietet nach einem Turnier das Replay an und hat mittlerweile einen eigenen DSQV-Kanal eingerichtet. Wie kommt dies bei den Spielerinnen und Spielern an?
Aylin und Carsten: Wir haben vonseiten vieler Spielerinnen und Spieler gehört, dass sie es sehr positiv finden. Besonders gut kam es an, dass Familie und Freunde dann von zu Hause die Spiele mitverfolgen können, wenn das Turnier weit weg ist. Wir persönlich nutzen auch öfters das Replay, um unsere Spiele nochmal ansehen zu können und im Nachgang daraus Schlüsse zu ziehen und zu lernen.
Seit 9. Mai 2020 hat der DSQV jetzt auch eine eigene Instagram-Seite. Wie findet ihr diesen Schritt? Vorher gab es bisher nur die Seite der Deutschen Squash Jugend (DSQJ) bei Instagram, wo größtenteils Beiträge aus dem Jugendbereich gepostet werden.
Aylin: Persönlich nutze ich Instagram viel mehr als Facebook. Besonders kann ich so vielen PSA-Spielerinnen und Spielern gut folgen. Der DSQV-Jugendseite folge ich ebenfalls. Der Schritt einer eigenen DSQV-Instagramseite ist sinnvoll.
Carsten: Auch wenn ich selbst etwas weniger in den sozialen Netzwerken unterwegs bin, finde ich es sehr gut. So bleiben „Alt und Jung“ über ein weiteres Medium informiert.
Habt ihr sonst noch etwas als Spielersprecher des DSQV zu sagen?
Aylin: Diese vorher noch nie da gewesene Situation stellt uns alle vor große Herausforderungen. Wie alle Spieler*innen hoffe ich, dass sich die Situation weiterhin bessert und wir alle bald wieder auf den Squashcourt können. Bis dahin hoffe ich, dass ihr gesund bleibt, die Zeit für Dinge nutzen könnt, die davor liegen geblieben sind, und euch weiterhin fit haltet, um auf die neue Saison vorbereitet zu sein.
Carsten: Die aktuelle Situation ist (hoffentlich) einmalig und fast schon surreal. Ich bin jedoch der Meinung, dass man auch aus dieser Krise durchaus positive Erkenntnisse ziehen kann. Ich selbst merke beispielsweise, wie ich mich u.a. verstärkt um andere Dinge kümmern kann, für die mir sonst oftmals die Zeit fehlt bzw. ich sie nicht genommen habe. Ich glaube auch, dass die Menschen aus dieser Krise lernen werden, alltägliche Dinge wie etwa einen Restaurantbesuch oder den wöchentlichen Squash-Treff nicht als selbstverständlich anzusehen, sondern nach dem hoffentlich baldigen Ende der Krise wieder mehr zu schätzen wissen. Außerdem nehme ich die angesprochene Entschleunigung als positiv wahr. Abschließend möchte ich noch loswerden, dass ich mich natürlich wie alle anderen Spieler*innen riesig auf die neue Saison freue und darauf, dass es endlich wieder losgehen kann.
Das Interview führte Lennard Jessen für den DSQV.