Entdecken Sie in unserem exklusiven Interview mit Katja Leuschner, der Jugendwartin des Squashverbands Baden-Württemberg, und ihrem Sohn Mika, Kaderspieler der Squash Jugend BW, ihre Geschichte. Seit August 2023 haben sie ihr Zuhause für ein Jahr in Australien.
Erfahren Sie mehr über ihr Leben Down Under und die Hintergründe ihres einjährigen Aufenthalts.
Interview:
Squash BW: „Hallo Katja und Mika, ihr seid jetzt seit August 2023 in Australien. Wie kam es dazu und wo genau wohnt ihr?“
Katja: „Hallo, ja, wir sind nun seit August 23 hier in Brisbane, Australien. Die Idee kam während unserem Urlaub hier im letzten Jahr bei unseren Freunden. Wir wollten herausfinden, wie es sich hier leben lässt, wenn man nicht nur Urlaub macht.
Wir haben das große Glück, mit Dean und Michaela Mason und ihren Kindern ganz tolle Freunde hier zu haben, die eigentlich mehr Familie als nur Freunde sind. Hier, bei und mit ihnen dürfen wir wohnen und leben. Dean war in den 90 Jahren in der Sport Insel Stuttgart als Trainer tätig und auch mein Coach. So haben wir uns alle kennengelernt und als er mit Michaela ein paar Jahre später wieder nach Australien gegangen ist, haben wir den Kontakt gehalten und uns auch immer wieder gesehen.“
Squash BW: „Squash war in Australien in den 90er Jahren sehr populär. Wie ist Squash heute in Australien angesehen?“
Katja: „In den 90 er Jahren waren, glaube ich, 5 oder 6 Australier unter den Top 10 in der Welt. Australien war damals ein führendes Squashland. Alle Top Spieler /innen wie Rodney Martin, Chris Dittmar, Sarah Fitzgerald usw. trainierten damals im Australian Institute of Sports unter Geoff Hunt und Heather McKay. Dieses Institut gibt es heute leider in der Form nicht mehr. Squash hat leider auch hier einiges an Popularität verloren. Es gibt hier in Brisbane nur noch ca. 12 Squashcenter, in den 1990er waren es über 100.
Allerdings habe ich das Gefühl, dass es hier wieder etwas Aufschwung bekommt. Es gibt viele erfolgreiche Jugendliche und einige gute Jugendprogramme und viele Jugendturniere.“
Squash BW: „Gibt es Dinge, die ihr in Australien (bezogen auf Squash) als besonders gut empfindet?“
Katja: „Es ist hier sehr einfach und unkompliziert, in einem Squash Club Anschluss zu bekommen und in der Liga mitzuspielen. Das ist ein großer Vorteil Deutschland gegenüber. Bei uns muss man in einen Verein eintreten, einen Spielerpass beantragen, eine Nummer bekommen und rechtzeitig gemeldet sein. Hier durfte Mika ab dem ersten Tag ohne bürokratischen Aufwand sofort 2-mal pro Woche Liga spielen. Es läuft hier viel unkomplizierter über eine App. Man gibt einfach den Namen und die Mannschaft ein und los geht’s.
Liga wird hier nicht am Wochenende, sondern unter der Woche gespielt. Mika spielt dienstags in Division 2 und donnerstags in Divison 1. Hier hat er immer sehr gute Spiele. Er spielt oft mit den Kids aus dem Verein oder mit und gegen Erwachsene.“
Squash BW: „Wie sieht Mika’s Squashalltag momentan aus? Und wie macht ihr es mit der Schule?“
Katja: „Wir haben das Glück, nur ein paar Minuten vom Sandgate Squash Club weg zu wohnen. Dort gibt es einige recht gute Kids und der Club ist sehr familiär. Wann immer wir dort sind, spielen die Erwachsenen mit den Kids, obwohl viele der Erwachsenen deutlich besser sind als die Jugendlichen. Bei uns in Deutschland fällt mir immer wieder auf, wie schwer es den Kids in den Vereinen gemacht wird, mit Stärkeren zu spielen. Dabei ist es doch genau das, was sie brauchen, um besser zu werden.
Mika spielt wie gesagt für den Sandgate Squash Club. Dean ist natürlich bei allen Spielen und Turnieren dabei und versucht selber, sooft es zeitlich geht, mit Mika auf den Court zu gehen. Darüber hinaus trainiert er 1-mal pro Woche mit Nathan Turnbull, dem das Center gehört. Für die Basics und Schlagübungen muss er oft mit mir Vorlieb nehmen, was mir auch Spaß macht und guttut.
Mit Mikas Schule hatte ich im Vorfeld natürlich viel gesprochen. Der Rektor hat uns sehr unterstützt und ihn 1 Jahr für Homeschooling freigestellt.
Mika ist gerade in der 8.Klasse Gymnasium. Er macht jeden Tag ein paar Stunden „Schule“, d.h. er arbeitet sich durch seine online Schulbücher oder sucht sich den Unterrichtsstoff im Internet. Es ist etwas mühsam, aber er macht es sehr gut und er möchte den Anschluss an seine Klasse halten und im September wieder on seine alte Klasse zurückgehen.“
Squash BW: „Spielt Mika auch Turniere dort?“
Katja: „Es gibt hier immer wieder kleinere Jugendturniere, die Mika mitspielt. Im April fliegen wir runter nach Melbourne für die Australian Junior Open und die Oceania Junior Open. Es kommen auch noch ein paar andere größere Turniere, bei denen er am Start ist, z.B. Queensland Open oder Coffs Habour Junior Open.“
Squash BW: „Wann kommt ihr wieder zurück? Und was sind die Pläne nach eurer Rückkehr?“
Katja: „Unser Rückflug nach Deutschland ist im Juli. Auf der einen Seite freuen wir uns natürlich auf zuhause, aber auch der anderen Seite würden wir am liebsten einfach hierbleiben. Ein lachendes und ein weinendes Auge, wie man so schön sagt.
Mika hat ja dann tatsächlich ein ganzes Jahr Squash in Deutschland „verpasst“ und wir sind gespannt, ob er den Anschluss halten konnte. Auf jeden Fall ist er motiviert, wieder mitzumischen. Und ich freue mich, wieder für die BW Jugend da zu sein.“
Squash BW: „Letzte Frage: Wenn ihr an eure Rückkehr denkt, auf was freut ihr euch in Deutschland und was wird euch aus Australien fehlen?“
Katja: „Wir freuen uns auf jeden Fall auf alle Freunde und Familie zuhause, aber auch auf so kleine Dinge wie Maultaschen oder Brezeln……
Vermissen werden wir wohl ganz ganz viel, ganz vorne das Leben mit der gesamten Familie Mason, die uns einfach als Teil der Familie aufgenommen hat.
Vermissen werden wir auch die Wochenenden und längeren Roadtrips mit Dean und Michaela mit den Campern, bei denen wir unglaublich viel von diesem tollen Land gesehen und so viel Schönes und Lustiges erlebt haben. Wir waren schon zum AFL-Finale (Australian Football League) eine Woche in Melbourne, 2 Wochen mit dem Camper in West Australien unterwegs, die gesamte Ostküste hoch und runter und in Neuseeland.
Ich denke, besonders für Mika ist und bleibt dieses Jahr eine Erfahrung, die er sein Leben lang nicht mehr vergisst.“
Squash BW: „Vielen Dank für Eure Zeit und das tolle Interview!“
Das Kurzinterview führte Aylin Günsav für den SRLV.