(LJ) Alzenau – Seit November 2018 ist Michael Gäde Bundesjugendwart des Deutschen Squash Verbandes e.V. (DSQV) und darüberhinaus seit Längerem auch in vielen anderen Squashämtern sehr engagiert. Squash spielt er selbst seit 1982, damals fing er beim SC Rodenbach in Hessen an. Zum Squash gekommen ist er durch seinen Vater, der früher professioneller Tennistrainer war und im Rahmen dessen er beim Rodenbacher Sportzirkus auf Squash aufmerksam wurde. Die erste Squashanlage war für Gäde in seiner Jugendzeit rund 50 Meter von seiner Haustür entfernt und so nutzte er nahezu jede freie Minute, um auf dem Court seinem größten Hobby nachzugehen, das ihn 1991 bis in die deutsche Jugendnationalmannschaft gebracht hat, mit der er 1994 an der Einzel- und Team-WM U19 in Neuseeland teilnahm. Im DSQV-Interview mit Pressesprecher Lennard Jessen berichtet er ausführlich über seine Tätigkeiten im Squashbereich, seine schönsten Momente im Jugendbereich, die neue Serie kleiner Weltranglistenturniere im DSQV und noch Vieles mehr.
Hallo, Michael. Du bist im Squashsport vielseitig engagiert: So bist du Bundesjugendwart und Projektleiter Tournament Software im DSQV, Sportwart im Hessischen Squash Verband sowie Championship Committee Director und Junior Circuit Seeding Director im Europäischen Squash Verband (ESF). Was macht für dich den besonderen Reiz am Squash aus?
Der Squashsport und der Deutsche Squash Verband haben mir speziell in meiner Jugendzeit sehr viel gegeben und den Menschen aus mir gemacht, der ich heute bin. Daher möchte ich etwas zurückgeben und setze mich mit Herzblut für Squash und im Speziellen für die Jugend ein, die Zukunft des Sports.
Als Bundesjugendwart sitzt du als Vizepräsident Jugend im Präsidium des DSQV. Kannst du einen kurzen Abriss deiner vielfältigen Aufgaben als Vizepräsident Jugend geben?
Zunächst einmal bin ich Vorsitzender des DSQV-Jugendausschusses, in dem ich neuen Ideen der anderen Ausschussmitglieder Michael Welte, Christian Wucherer, Maximilian Baum, Oliver Pettke, Alexandra Kotkolik und Luis Brandl stets offen gegenüberstehe und mein Amt transparent führe. Auch bringe ich meine eigenen Ideen ein und bespreche sie stets mit dem Ausschuss. Hier werden unter anderem Ordnungen und Strukturen angepasst, was ein großer strategischer Part ist. Außerdem ist ein großer Arbeitsbereich die Organisation der Deutschen Jugendranglisten und der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft, was hauptsächlich operativer Natur ist. Hier bin ich im ständigen Kontakt mit den Ausrichtern und Landesverbänden und vor Ort selbst immer mit dabei, um viele Gespräche mit Spielern, Trainern, Eltern und Landesverbandsvertretern zu führen und Themen zu besprechen. Ein weiterer Bereich ist der Kontakt zum Bundestrainer Oliver Pettke und den Bundeshonorartrainern, da ich in die Jugendkadereinteilungen ebenfalls involviert bin. Auch stehe ich teilweise im direkten Kontakt mit unserer Referentin für Leistungssport Karin Krasenbrink und Institutionen wie dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und Bundesministerium des Innern (BMI) und den Landessportbünden (LSB).
Aus welchen Gründen hast du dich vor rund zwei Jahren als Vizepräsident Jugend aufstellen und wählen lassen? Welche Ziele hast du dir u.a. vorgenommen und welche hast du ggf. bereits erreicht um umgesetzt? Dein Vater Achim Gäde war vor einiger Zeit, genauer gesagt von 2001 bis 2005, auch Bundesjugendwart…
Als der frühere Bundesjugendwart Axel Wingelsdorf aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stand, wurde ich von mehreren Seiten angesprochen, ob ich mir das Amt vorstellen könnte. Mein Vater begleitete das Amt des Bundesjugendwartes auch viele Jahre und hat mich damals schon inspiriert. Dann habe ich nicht lange gezögert und mich zur Wahl gestellt. Zunächst habe ich natürlich erst einmal den Ist-Status aufgenommen. Eines meiner ersten Langzeitziele war und ist es, neue Jugendliche in die Vereine zu bringen. Dies haben wir bei Weitem noch nicht erreicht und arbeiten daran. Wieder neu eingeführt haben wir Urkunden für alle Nachwuchsathleten*innen auf allen Deutschen Jugendranglisten und der Meisterschaft, da die Jugendlichen so eine größere Erinnerung an ein Turnier haben und ihnen mehr Wertschätzung als ohne Urkunden entgegengebracht wird. Ebenso wollte ich u.a. kleinere Weltranglistenturniere organisieren, um speziell Jugendliche zu integrieren. Das haben wir bereits mit der kleinen PSA-Turnierserie von zwei Turnieren umsetzen können. Eines der größten Projekte, an denen ich schon seit Längerem arbeite, ist die Abbildung einer gesamten Deutschen Jugendrangliste aller Nachwuchssportler*innen in Deutschland, um ein besseres Gesamtabbild im Jugendbereich zu erhalten und zu zeigen, wie viele Jugendliche Sportler*innen wir haben. Dieser Abriss war sicher nur ein kleiner Teil meiner vielen Aufgaben.
Du hast in deiner Jugendzeit und auch danach sehr erfolgreich und ambitioniert Squash gespielt. Was waren für dich unvergessliche Momente in der Jugend und warum?
DER unvergessliche Moment in der Jugend war für mich die Einzel- und Team-Weltmeisterschaft U19 in Neuseeland. Ein Teil der deutschen Mannschaft gewesen zu sein, prägt mich bis heute und motiviert mich immer wieder aufs Neue. Auch erinnere ich mich sehr gerne daran, als ich u.a. mit Armin Hameed, Markus Koppitz und Rene Bartel mehrmals an den British Junior Open und Scottish Junior Open teilgenommen habe. Auch heute beobachte ich noch die glänzenden Augen der Jugendlichen bei internationalen Turnieren. An diesen Lebensabschnitt erinnert man sich sein ganzes Leben! Es ist einfach etwas Besonderes, die größten, sportlichen Momente mit Menschen zu teilen, die man dann 25 Jahre später wieder auf dem Squash Court trifft.
Du bist im DSQV Projektleiter für das neue gemeinsame Turnierportal dsqv.turnier.de für die Landesverbände und den DSQV seit den ersten Anfängen. Was steckt dort alles an Aufwand dahinter? Wie bist du aktuell zufrieden und woran arbeitet ihr derzeit?
Seit August 2011 arbeite ich mit Tournament Software. Dort ging mein erstes Turnier als Vereinsrangliste beim S.C. Yellow Dot Maintal mit der Software online. Als der DSQV sich dann entschieden hat, Tournament Software für sich und die Landesverbände zu nutzen, habe ich meine Hilfe angeboten und mich engagiert. Ich bin sehr zufrieden mit dem aktuellen Stand. Früher hatten wir noch einige Systemfehler. Seit unserer eigenen Datenbank läuft es viel besser. Auch die Online-Anmeldung zu den Turnieren vereinfacht vieles für Turnierleiter und Ausrichter. Ebenfalls haben wir seit rund einem Jahr im Jugendbereich die Gruppenanmeldung installiert, die das Ausfüllen von Excel-Formularen ersetzt. Das nächste Ziel ist die Installation einer Gesamtdeutschen-Rangliste im Jugend- und Erwachsenenbereich. Die meisten Landesverbände nutzen inzwischen Tournament Software für ihre eigene Turnieradministration, was unsere Außendarstellung durch eine gemeinsame Übersicht aller Turniere in Deutschland verbessert hat. Ebenfalls haben wir einige Schulungen zum leichteren Umgang mit der Software im Bundesgebiet angeboten.
Wie zufrieden bist du mit der neuen kleinen PSA-Turnierserie, die parallel mit Deutschen Jugendranglisten gespielt wird? Hat sich die Idee als sinnvoll herauskristallisiert?
Ja, das hat sie sich auf jeden Fall. Durch die Implementierung der kleineren PSA-Turniere erfolgte eine kleine Aufwertung der Deutschen Jugendranglisten. Die Jugend ist begeistert, viele hochklassige Matches verfolgen zu können und zu sehen, wo man mit intensiver und konsequenter Arbeit hinkommen kann. Einige aktuelle und ehemalige Jugendliche nehmen bereits an den kleineren Turnieren teil, womit wir als DSQV den Einstieg auf Weltranglistenturniere unterstützen möchten. Gleichzeitig haben wir so die Zuschauerwirkung für unsere Deutschen Jugendranglisten erhöht und danken der DSMP für die Übernahme des Namens für die Turnierserie.
Welche Regelungen habt ihr im DSQV-Jugendausschuss zuletzt angepasst und warum?
Wir haben unter anderem die Turnieranzahl für Jugendliche von einem auf zwei Deutsche Jugendranglisten erhöht, die zur Qualifikation an der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft erforderlich sind. Dieser Schritt war notwendig, um die Teilnehmerzahlen bei Deutschen Jugendranglistenturnieren zu erhöhen und ein besseres Leistungsabbild der Kaderspieler zu erhalten. Außerdem haben wir vor Kurzem die Regel für die Gleichstellung ausländischer Nachwuchsspieler*innen zu deutschen Staatsangehörigen für die Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft angepasst. Wir haben dabei die Regel von amtlicher Meldung in Deutschland von über fünf auf über drei Jahre reduziert, um mehr in Deutschland lebenden Jugendlichen die Teilnahme an den nationalen Jugend-Meisterschaften zu ermöglichen. Die weiteren Regelungen zur Zustimmung zur Gleichstellung haben unverändert weiterhin Gültigkeit.
Neben deiner Arbeit im DSQV bist du auch auf europäischer Ebene als ESF Championship Director und ESF Junior Seeding Director aktiv. Was sind dabei genau deine Aufgaben?
Als Championship Director bin ich in ein Team für alle europäischen Meisterschaften wie Einzel- und Team-Europameisterschaften bei Damen/Herren und der Jugend, Einzel-EM für Masters, European Club Championships usw. integriert. Dabei müssen Ausschreibungen angefertigt, an die ESF-Mitgliedsnationen versendet und Bewerbungen gesichtet werden.
Außerdem werden regelmäßige Meetings mit meinen ESF-Kollegen abgehalten. Als Seeding Director prüfe ich die Setzlisten aller europäischer Jugendturniere und gebe diese nach Prüfung und ggf. Anpassung frei.
Des Weiteren habe ich letztes Jahr zusammen mit dem ägyptischen Squash Verband die ersten Egyptian Junior Open durchgeführt. Hier hatte ich Unterstützung von Biggi Leuschner.
Es ist sehr spannend, die Entwicklung im Jugendbereich in einer Squashnation wie Ägypten mitzuerleben und sich für unsere Arbeiten inspirieren zu lassen.
Vielen Dank für das Interview, Michael. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei allen anstehenden Aufgaben.
Danke, Lennard. Ich wünsche allen Lesern beste Gesundheit!
Das Interview führte Lennard Jessen für den DSQV.